# Radio Irrtum! 2024/10 - ADF? Nee! Ja das ist schlecht, wenn man die ganzen Zahlen von den einzelnen Bundesämtern klar vorliegen hat wie unsere Politiker:innen, aber dann offensichtlich kein Mathe kann. Nicht ganz so schlecht ist dann als Ausgleich diese Sendung hier: Nämlich RADiO Irrtum! Mein Name ist Herr Irrtum! und wenn Ihr alles richtig gemacht habt, dann hört Ihr das… entweder auf 91 Null - MHz sind da gemeint - nicht Herz -, und das auf UKW, wenn ihr in Berlin wohnt, oder aber rund um Berlin über Satellit per DAB+ auf K7D oder vielleicht – ganz egal von wo – im international Stream! Und bevor ich Euch eröffne, was alles an Musik, denn darum geht es hier, was also an Musik in der nächsten Stunde laufen wird, machen wir gleich weiter mit Politik, weil es mir in diesem Fall ein Herzensanliegen ist: Hier ist ↓↓↓ **01. Ronja Künstler: AfD-Parteiverbot (Live) | AfD-Parteiverbot (Live) [S]** ↑↑↑ . Eigentlich bin ich ja ÜBERHAUPT kein Freund von dieser Stilistik des Hannes-Wader Arbeiterkampfliedes, aber hier ging es mir um den Text und da brauche ich gar nichts weiter zu sagen, der steht für sich und ich unterschreibe den zu 100%. Ich hab mich übrigens in Vorbereitung dieser Sendung auf Bandcamp durch satte 4 von so 16 Trefferseiten zu Anti-AFD Songs durchgehört. Fast alles wirklich schlechter Punk oder auch mittelmäßiger Rap. Schade. Es ist mir völlig egal, welchem Stil ein Lied fröhnt: Wenn es nicht gut ist, holt es der Stil nicht raus. Hingegen die hier gerade gehörte Künstlerin (entschuldigt das blöde Wortspiel) Ronja *Künstler* hat musikalisch alles aus dieser Hannes-Wader-Gedenk-Stilistik rausgeholt, ja, es ist sogar ein richtiger Ohrwurm geworden - musste ich bei mir selbst feststellen. Und mal ehrlich: Das ist gut so! Gerade bei diesem Inhalt. Und damit sind wir mitten drin in… [Tellerrand] Mein Name ist Herr Irrtum! Und das kommt in der laufenden Stunde auf Euch zu: - französischer Pop - Jazzy Fahrstuhl Lofi - alternative Hip-Hop - UK Garage - Bassy Amiga Tekkno - experimental Bass - Female IDM - Art Punk - Female Punk - Death Country - Melancholic Sea Wave – und in dem Zusammenhang gibt es dann sogar eine Welturaufführung! Außerdem ist mir aufgefallen, dass wir über all die Jahre Radio Irrtum! noch kein einziges Interview mit den hier gespielten Künstler:innen hatten, deswegen gibt es dieses mal gleich zwei davon! Jaha! Und weil das noch nicht genug ist, läuft hier untendrunter das neue Album von The Dirty Art Club - names “b sides” … Herrliche Klänge. Aber erstmal geht es weiter mit meiner absoluten Lieblings-Pop-Musikerin aus Frankreich - hier ist die neue Single von… ↓↓↓ **02. Léonie Pernet: Réparer le monde | Réparer le monde [S]** Die fantastische ↑↑↑ . Und wenn das so einfach wäre, die Erde zu reparieren. So wie es aussieht, werden wir das gar nicht mehr schaffen, denn Wohlstand geht ja immer vor. Aber zurück zur Person Léonie Pernet - sie ist 1989 geboren, hat 2014 ihr erstes Album rausgebracht, was ihr möglicherweise leichter gefallen ist als anderen, denn sie ist nicht nur Sängerin sondern auch Komponistin und Multiinstrumentalistin - sie hat unter anderem Alte Musik studiert und sicherlich mehr Einblick in den inneren Puls von Musik als viele zu unrecht weit erfolgreichere Musiker:innen. Und sie macht nicht nur solche Musik wie gerade gehört sondern auch Film-Musik. So hat sie unter anderem die eindrucksvolle Arte Serie “H24” vertont, in der es um 24 Frauenschicksale geht. Mir ist bewusst, das ist schwerer Tobak und berechtigter Weise ist er das, auch wenn Léonie Pernet in meinen Augen die Gabe hat, mit ihren sanften Harmonien darüber hinweg zu trösten. Insofern komme ich mir fast etwas schlecht vor, wenn ich jetzt in sehr sehr leichte Gefielde schalte, ja, wir fahren einfach mit dem Fahrstuhl dahin, gesteuert von ↓↓↓ **03. Herr Kaschke: Riviera'76 | Riviera'76 [S]** Der Tausendsassa ↑↑↑. Herr Kaschke, von dem keiner weiß, wie er wirklich aussieht, weil er immer in einem schicken Gorilla-Kostüm unterwegs ist, seit Jahrzehnten mittlerweile; vielleicht ist er ja gar kein Mensch mehr… Aber er ist auf jeden Fall ein musikalischer Haudegen; er hat schon als erfahrenes Studiowesen mit Bela B, mit Linkin Park oder auch MIA (allerdings NOCH nicht mit M.I.A.) zusammengearbeitet. Und wie ihr gehört habt - auf den ersten Blick ist es eingängige Fahrstuhlmusik, auf den zweiten, sind es ganz raffinierte musikalische Feinheiten, die er immer wieder anzuwenden weiß,. die Stücke wie dieses weit aus dem Sumpf der Lofi-Barber-Beats herausragen lassen. Ich bin jedenfalls immer wieder stark beeindruckt und hoffe, Ihr seid es auch. [ALEX] Wenn wir schon bei HipHop Beats sind, dann aber auch mal richtig… hier sind **04. Midi Neutron + Little Happy: Norms | Norms [S]** ↑↑↑ Großartige Beats von Midi Neutron, einem Music Producer, der zwischen Tokyo und NYC hin und her oszilliert und erst seit 2022 auf dem Zettel von Liebhaber:innen verschrobener Rap-Beats steht. Wer Little Happy ist, bleibt mit voller Absicht geheim, da kann auch ich nichts machen - im offiziellen Musikvideo sowie auf dem Cover trägt dieser eine Hasenmaske – also, ummm, nicht dass ich ihn erkennen würde, trüge er sie nicht. Aber sagt mal - ist heute nicht auch [SATURDAY] Genau, Zeit für ein richtiges Club Brett - macht Euch gefasst auf… **05. canary yellow + Next To Blue | Painkiller | Painkiller [S]** Ist übrigens digital ausschließlich für 999 britische Pfund zu haben – aber nicht mit mir – Radio Irrtum! F rees the music for ya all! ↑↑↑ Ja, so falsch kann man liegen: Ich hätte meine Hand dafür ins Feuer gelegt, dass Canary Yellow aus den UK kommen, und sie sagen ja auch von sich selbst, dass sie UK Garage machen. Aber da haben sie ihr Lager eben gerade nicht aufgeschlagen. Sondern Tim und Mark, die beiden Protagonisten von Canary Yellow, die machen seit 2010 die Clubszene in Denver in den USA unsicher. Und “Next To Blue”, mit dem sie sich für diese Single zusammengetan haben, der ist auch von der Sorte, der kommt aus LA. Jaja, so schnell kann es gehn und schwupps klauen die Amies den Briten ihre kulturelle Identität. Darum jetzt zum Ausgleich ein echter Brite, kein Fake - und sein Track kommt direkt von der Diskette, die ich in einen Amiga500 Heimcomputer von 1987 eingelegt habe und auf dieser Diskette befindet sich ein 4 Kanal-ModFile, und das ist von H0ffman, einer absoluten Amiga-Scene Legende und das mod File heißt “Berlin Warehouse” - und werdet Ihr nicht auch schon extrem hippelig, wenn Ihr diese Sequenz im Hintergrund hört? Daher… LETS GO! **06. H0ffman: Berlin Warehouse | Tactical Transmissions [A-MD]** ↑↑↑ Ja und das klingt so kratzig, weil es direkt von einem Amiga500 Computer von 1987 abgespielt wird – ja, gerade mal 259Kb ist das Teil groß. Das Ding hat H0ffman hier in Berlin released, auf der Deadline 2024 Demoparty, ein weltweit zu Recht vielbeachteter Wettbewerb der kreativen Computerszene, der Anfang Oktober im Orwo-Haus an der Landsberger Allee lief. Von Freiwilligen organisiert, die teilweise auch aus dem Berliner C-Base Umkreis kamen. Ich war auch da und mein herzlicher Dank geht an die Organizer, besonders an V3nom, der da als Zirkusdirektor im Bademantel einen unglaublich guten familiären Spirit verbreitet hat. Nicht nur H0ffman aus den UK hat da bemerkenswerte Musik veröffentlicht, sondern auch Wrighter von Moonbase, das dann nicht auf einem Amiga sondern ganz “normal” produziert - sein Stück heißt “Blorpus”. **07. Wrighter (Moonbase): Blorpus | Blorpus [Single Relase as 1162-deadline.wav]** [ALEX] ↑↑↑ Wrighter, übrigens mit G H T in der Mitte, also ein Wortspiel aus dem Writer, dem Schriftsteller und dem Wright, dem Handwerker - ein unglaublich junger Mensch aus Bulgarien, der eigentlich Grafiker ist. Ich hab ihn während der Demoparty vors Mikrofon bekommen und er erzählte mir, dass er im Moment eine ganz besondere Challenge durchführt: [Challenge] *Meine Challenge besteht darin, über 1700 Tage hinweg jeden Tag irgendeine Form von Kunst herzustellen. Das ist öfters Musik. Ich stehe also jeden Tag auf und denke darüber nach, was ich heute für Kunst mache. Die braucht dann mal 5 min, mal 12 Stunden. Zum einen motiviert mich das für den Tag, zum anderen ist mir wichtig, diese Art von Routine zu entwickeln.* Ich habe ihn gefragt, wie er zum Musik machen gekommen ist und er sagt: *Als ich begann, hatte ich kein musikalisches Gehör. Also habe ich mein Gehirn trainiert und Musiktracks dahingehend analysiert, dass ich eine Basis-Note herausfinden konnte und daraufhin auch den Abstand der anderen Noten zur Basis-Note. So konnte ich ein gutes Gehör entwickeln und daraus entwickelte sich letztendlich eine regelrechte Sucht, selbst Musik zu machen.* Die Musik von Wrighter mit dem GHT in der Mitte, findet Ihr nicht an den gewohnten Stellen sondern hier: [Website] Das vollständige Interview mit Wrighter von der Szene-Demogruppe Moonbase findet Ihr unter slug.vercel.app/irre . Und damit sind wir bereits in der zweiten Hälfte von [Tellerrand] Genau so ist das. Mein Name ist Herr Irrtum und weiter gehts jetzt mit - Female IDM - Art Punk - Female Punk - Death Country - Melancholic Sea Wave - und in dem Zusammenhang gibt es dann eine Welturaufführung! Aber jetzt hört Ihr die fantastische ↓↓↓ **08. Kayla Painter: Ice Shells | Fractures [A]** ↑↑↑ Wenn man sich ihre Laufbahn anschaut, so sieht man interessanter Weise viele Gemeinsamkeiten mit Léonie Pernet, die wir bereits hören konnten. Auch Kayla Painter ist Multi-Instrumentalistin und auch sie hat sich bereits erfolgreich mit Filmmusik beschäftigt. Allerdings liegt sie stilistisch doch deutlich mehr auf der experimentellen elektronischen Seite, wie ihr gerade hören konntet. Nicht unerwähnt soll sein, dass sie auch eine monatliche Radioshow hat, nämlich “Connections to Sound” auf dem Sender Resonance Extra. Und weil sie… wirklich… richtig… coool ist, findet Ihr sie auch im Fediverse als @kaylapainter@mstdn.party . Wir wechseln den Style, aber bleiben beim hohen Anspruch - hier sind ↓↓↓ **09. Ekko Astral: pomegranate tree | pomegranate tree [S]** Eine der besten Art-Post-Punk Bands, die es derzeit gibt, und dazu auch noch – von der Besetzung her – weiblich queer dominiert - das waren ↑↑↑ . Und textlich massiv - sie wenden sich hier knallhart gegen menschenverachtende zynische Außenpolitik der USA; was bemerkenswert ist für Leute, die *innerhalb* der USA leben, so wie Ekko Astral eben in der Washington DC Gegend – falls Ihr nicht alles verstanden habt, hier noch mal ein Textzitat aus dem ebengehörten Song: ``` On the other side of the planet My people want leibensraum [...] Shooting pregnant mothers With a Coca Cola smile ``` [Alex Berlin] Und das hier ist Radio Irrtum!, mein Name ist Herr Irrtum! und hier rufen immer wieder Menschen an und wünschen sich tolle Musik - so auch folgender Hörer hier: [Dieter] **10. 4/7 DIVA HEAVEN: Suck It Up | Gift [A]** ↑↑↑ Und man will es kaum glauben, aber das ist Musik auuuuuuuuuuus Berlin und zwar mit 100% purer Frauenpower angefertigt! 4/7 DIVA HEAVEN, das sind Katharina Ott-Alavi in Sachen Gitarre und Gesang, Karoline Paschedag am bass and Marie Westphal an den Drums, und Ihr habt es ja gehört: Das ist DERMAßEN amtlich stilsicher und authentisch - diese Ladies brauchen sich vor nichts und niemandem auf der Welt zu verstecken… wirklich famous! Und damit kommen wir zu ein bisschen Death Country, hier sind auuuus Karl Mar… ääh aus Chemnitz **11. Reverend Elvis and the undead Syncopators: Moral Panic | Moral Panic [A]** Das war mit ziemlicher Sicherheit live **↑↑↑ .** Schon seit 2003 ist Reverend Elvis mit wechselnder Besetzung in Form seiner undead Syncopators unterwegs – nicht nur in Chemnitz, nein fast überall, insbesondere auch in den USA. Es rankt sich bereits ein gewisser Legendenstatus um den Mann, der nebenbei auch noch das Label Suzi Q betreibt. Und wenn ich richtig gezählt habe, ist dieses Album “Moral Panic” bereits sein achtes offizielles Album. Ja und damit wären wir am Ende von dieser Radio Irrtum! Sendung. Mein Name ist Herr Irrtum! und Ihr findet mich, die Playlist und das Manuskript zu dieser Sendung im freien Netzwerk Fediverse unter… @herr_irrtum@s.basspistol.org Aber na gut, bisschen Zeit haben wir ja doch noch. Da trifft sich gut, dass ich mich kürzlich zu einem Gespräch mit Stephan Kleinert, dem kreativen Geist hinter Schall und Stille verabreden konnte, um ihm einige Fragen zu seinem demnächst erscheinenden Album “Malers Hüs” zu stellen. Dieses Album ist nämlich so gut wie fertig – es ist lediglich noch nicht final gemastert und am Artwork wird noch ein wenig gearbeitet. Ich durfte schon mal reinhören und wie im Grunde nicht anders zu erwarten bei Schall und Stille, ist es großartig geworden - ein Mix aus sich verspinnenden Instrumentals und ausgesprochen mitreißenden Songs, mehr will ich ich erst mal nicht verraten. Wie immer brilliert Stephan Kleinert dabei mit ungewöhnlichen Digitalen Synthie-Klangwelten, die sehr melodische, organische, fast schon altertümlich anmutende Klangwelten formen. Ich habe ihn daher gefragt, welche Rolle dieses Klangdesign in seiner Musik einnimmt: [Stephan 1] Aber oft belässt es Stephan Kleinert nicht dabei, sondern er lädt dann weitere Musiker:innen dazu ein, bei Schall und Stille mitzumachen. Und häufig passiert das ausschließlich über Internetkontakte. Wie kann man sich so etwas vorstellen? Und was macht das mit seiner Musik? [Stephan 2] Soweit Stephan Kleinert war das von Schall und Stille. Das komplette Interview geht noch wesentlich tiefer und kann mit Sicherheit allen empfohlen werden, die sich ganz allgemein für musikalische Entstehungsprozesse, das Zusammenspiel zwischen Musik, Bild und Seele und natürlich für Schall und Stille selbst interessieren. Ihr findet es wieder auf - slug.vercel.app/irre Und damit wird es höchste Eisenbahn für die angekündigte Welt-Uraufführung - hier sind Schall und Stille mit den Gastmusiker:innen Andrea Hartenfeller auf der Alt-Blockflöte und MyLofy an der klassischen Gitarre, die er z.T. per Tremolotechnik malträtiert. Das Stück heißt ↓↓↓ - Danke Euch fürs Zuhören, machts gut bis vielleicht in einem Monat, Euer Herr IrrtuM! **12. Schall und Stille: Hedehusum | Malers Hüs [unreleased]**